Schon die letzten zwei Wochen und drei weitere (22.09.2014 – 19.10.2014) begleiten Euch von Montag bis Sonntag 7 Blogger aus Deutschland und Österreich in den Herbst. Jede Woche ist einem Thema gewidmet und letzte Woche haben wir mit dem Thema STYLE die Serie fortgesetzt. Bei Provinzkindchen gab es diese Woche bereits 10 kuschlige Dinge, die man im Herbst tun muss und bei Hibbyaloha wurde es auf kuschlig Und All I Want Is Everything zeigte ihre Herbst Favoriten.

Und wie Ihr wahrscheinlich bemerkt… ich bin zu spät dran. Ich hoffe, Ihr könnt mir das nachsehen. Leben und Pflichten setzen manchmal die Kür ein Stück nach hinten. In diesem Zustand über „WellBeing“ und „Rückzug“ zu schreiben ist nahezu ein wenig absurd.

Mein „WellBeing“ – ein Begriff, den wir extra weit gehalten haben –  hängt unbedingt von Rückzug ab. Ich bin kein extrovertierter Mensch, auch wenn ich kurze Zeit so wirken kann. Ich brauche Stille, Gemütlichkeit und eine intime Geborgenheit. Das bringt mich manchmal an den Rand des Schrulligen, zumal ich darin innerhalb der letzten Jahre immer kompromissloser geworden bin, was leider auch Scherben, Schaden oder Unverständnis ausgelöst hat. Dennoch finde ich, ist es eine Jahreszeit, bei der die „Stillen“ unter uns diesen Sog nach innen besonders deutlich spüren und ihm statt zu geben kann endlos gut tun.

Insofern ist dieser Artikel für mich – auch wenn weiter unten noch ein paar Rückzugsschmankerl kommen – auch persönlich. Manchmal bin ich total präsent, und manchmal bin ich wie „verschwunden“, – an meiner innerlichen Verbundenheit zu Menschen ändert das nichts und ich bin da, wenn man mich braucht – aber ich bin nicht immer da. Das ist keine Krankheit – das ist eine Temperamentsfrage.

Warum ich das jetzt schreibe? – Um dem Rückzugswunsch, den vielleicht manche empfinden, seine Problematik zu nehmen und andererseits auch ein Verständnis für die verschiedenen Bedürfnisse zu wecken, denn unsere Gesellschaft zeigt oft nur die Extrovertierten als Maßstab. Die Stilleren fühlen sich dabei oft artfremd und durch Dinge gestresst, die doch eigentlich keinerlei Mühe machen sollten. Dabei muss es eigentlich kein „Entweder Oder“ sein… letztlich geht es darum, dass jeder merkt, was ihm gut tut und einen sozialen Rahmen findet, in dem jeder artgerecht existieren kann, ohne dass es zu Verletzungen kommt. Daher möchte ich gerne mit der Buchempfehlung „Still: Die Kraft der Introvertierten“ einleiten und wünsche jedem genau so viel – oder genauso wenig – Rückzug oder Gesellschaft wie er braucht 🙂 Letztlich haben wir alle beide Seiten.

IN DER WARMEN HÖHLE

Herbst ist für mich Rückzug. Auch Besinnung. Ich liebe den Herbst. Ich rieche ihn gerne. Ich genieße es, dass Aufmerksamkeit sich nach innen kehrt oder zu Dingen, die einen ganz anders, leiser und nachdenklicher berühren. Bestimmte Filme, Bücher, Momente gehören in den Herbst und ich kehre in diese mit viel Liebe jedes Jahr zurück.

Das beste Geschenk, das ich mir je machen konnte, war ein Kaminofen. Dieser, eine Decke und meine Kater, ein Tee in der Hand und wahlweise eine gemütliche Beschäftigung wie Lesen, Zeichnen, einen Film sehen oder auch (neu entdeckt) Stricken… und man kann zusehen, wie ich mich nach 1-2 Tagen in eine Ruhe erhole, die keine 14 Tage Urlaub bringen können.

(HÖR)BUCHEMPFEHLUNG

Zum Herbst hin möchte ich gerne HISTORIENROMANE lesen, am liebsten im viktorianischen England, wenn man den Nebel vor dem eigenen inneren Auge durch die Straßen wabern sieht. Und dafür war „Die Augen der Heather Grace“ von David Pirie (ein fiktiver Roman über Arthur Conan Doyle) ganz wundervoll… Noch kriminalistischer wird es mit „The Alienist“ von Caleb Carr oder die Fandorin Romane von Boris Akunin. Mit leicht sinnlichen und historischen Facetten wartet die Autorin Sarah Waters mit „Tipping the Velvet“ oder „Fingersmith“ auf, die ich sehr geliebt habe. Wer es phantastischer mag, findet in „Mistborn“ 1-3 (dt. Herrscher des Lichts)  von Brandon Sanderson eine kreative und ungewöhnliche Fantasy-Reihe, in der es letztlich sogar um philosophische Themen – aber wie eben versprochen, auch um Nebel geht. Und in „The Lies of Locke Lamora“ von Scott Lynch trifft Fantasy auf eine herrliche Diebesgeschichte mit Mantel & Degen Charme, während „Der Name des Windes“ von Patrick Rothfuss lyrisch-epische Fantasy ist, die sich zu lesen unbedingt lohnt.

Geistergeschichten dürfen natürlich im Herbst auch nicht fehlen und so ist „A Certain Slant of Light“von Laura Whitcomb eine ganz zarte, literarische Geschichte von Zeit, Seele und Vergänglichkeit. Und wer guten Krimi liebt, wird „Der Mann, der kein Mörder war“ und auch die nächsten beiden Teile von Michael Hjorth und  Hans Rosenfeldt zu schätzen wissen (scheinbar gibt es übrigens einen neuen! Der wird jetzt flink bei mir einziehen „Das Mädchen, das verstummte“)! Wie Ihr oben auf dem Bild seht, höre ich auch aktuell einen Thriller, nämlich „Mr. Mercedes“ von Stephen King. Bisher ein schaurig guter Psychothriller mit King’s gewohnt-brillianter Balance zwischen Banalität und Wahnsinn.

Natürlich muss es nicht nur schaurig, phantastisch oder blutig sein… Es gibt ja auch Romane & anderes. Sehr berührend, ohne kitschig zu sein sind „Zwei an einem Tag“ von David Nicholls und „Gut gegen Nordwind“ von Daniel Glattauer. Die ich seit inzwischen 2 Jahren für ganz außergewöhnliche Bücher halte. Oder die Briefe von Marcelle Sauvageot in „Fast ganz die Deine“, die ich am liebsten jeder Frau zu lesen empfehlen würde.

FAZIT

Ich liebe es, ungekürzte Hörbücher zu hören. Gekürzte kommen mir nicht an die Ohren. Ich lese immer noch neben dem Hören – aber meist fehlt dafür die Zeit, während es einfacher ist, bei Fahrten, Wartezeit und Hausarbeit mich in der Stimme eines guten Vorlesers zu verlieren. Und in der Geschichte. Aber gleichgültig, ob Ihr lest oder hört… die Empfehlungen oben gibt es teilweise in beiden Formen.

Für den Herbst habe ich mir aber vorgenommen, wieder mehr zu zeichnen… vor allem auch ganz viel zu baden. Und dabei ein Hörbuch als Begleitung zu haben ist für mich wunderschön. Ich möchte ruhige Abende finden, um den Kamin anzumachen und mich zurück zu ziehen. Auch wenn es für manche meiner Bekannten fast unvorstellbar ist: nach einem Tag ohne verbale oder direkte Kontakte, in einem „Bad an Zeit“ und „Eigenem“ geht es mir wieder blendend. Danach bin ich aufgetankt und kann geben, organisieren, lachen, Verantwortung übernehmen und lebhaft sein. Ich hätte aktuell Lust auf 1-3 Tage in der Form. Wie geht es Euch?

Well-Being ist keine Schablone. Nicht jedem tut ein Bad gut, nicht jedem ein Urlaub, nicht jedem Ablenkung, ein Buch oder Sport. Es geht darum herauszufinden, was für ein „Tierchen“ man ist. Was ist Eure eigene „artgerechte Haltung“? Was sorgt dafür, dass es Euch gut geht und das Energielevel sich warm und ausgeglichen auffüllt?

Wenn Ihr in Eile seid und mir trotzdem zeigen möchtet, ob Euch der Artikel gefallen hat, dann lasst mir doch einfach Sternchen da! Bei Gedanken, Verbesserungsvorschlägen oder Hinweisen freue ich mich über ein Kommentar, um sie zu berücksichtigen!
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