Parfums sind wie Kleidungsstücke… Es gibt das T-Shirt unter den Düften, das Sommerkleid, das „hübsche kleine Nichts, das man beinahe an hat“ oder die Abendrobe. Wer meinen Blog schon länger verfolgt weiß: ich liebe Düfte. Sie zaubern Stimmung, unterstreichen bestimmte Facetten unserer Persönlichkeit und schenken dieses kleine Etwas extra, das auf einer rein intuitiven Ebene von unseren Sinnen wahrgenommen wird und manchmal mehr beeinflussen kann als jeder bewusste Gedanke.

Wie Ihr aus meiner Serie „Parfums zum Anziehen“ oder auch  mit Maris Lilly von Beauty & More „Duft auf Probe“ wisst, lerne ich gerne neue Düfte kennen und liebe die Bilder und Stimmungen, die sie wachrufen, auch wenn es etwas hoch Individuelles ist und jedes Parfum – in einem gewissen Rahmen – auch unterschiedlich wirken kann.

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Intro

Meine ersten Worte beim Betreten einer Parfümerie… „Ich suche einen Duft, der pudrig, aber nicht zu süß ist.“. Dann drücke ich mental auf „Enter“ und warte auf die Suchergebnisse. Ein Duft, der nahezu IMMER aufgeführt wird, war dabei von jeher Chloé von Chloé. Und meine erste Reaktion (nach dem allerersten Erschnuppern vor einigen Jahren) war immer… Nein, nicht Chloé! Direkt nach dem ersten Dufterlebnis mit Chloé hatte ich nämlich die Assoziation von Duftsäckchen im Schrank meiner Großmutter… Er kam mir alt vor und bieder und extrem „rosenblättrig“.

Dennoch wurde mir Chloé immer wieder angeraten und immer wieder habe ich ähnlich reagiert. – Und dann gab es zwei Momente, die dies verändert haben. Der eine war, dass eine Frau in meinem Büro war, die so gut roch… und der Duft kam mir so bekannt vor, dass ich direkt fragte „Entschuldigen Sie? – Tragen Sie Chloé?“. Der andere war Weihnachten 2012, denn meine Mutter schenkte mir ein Set von Chloé.

Nun gut – jetzt war es schonmal da… Dann sehe ich es mir auch genauer an. Punkt.

… Chloé

Der Flakon wirkt auf mich sehr altmodisch – trotzdem nicht altbacken. Das „gerillte“ Glas am Boden, die Kompaktheit … wirken fast martialisch, alt und trotzdem sehr weiblich – aber nostalgisch. Die Kombination von Glas, Metall und dem Stoff der Schleife ist charmant, bleibt aber im gleichen Spiel mit der Nostalgie und nimmt keinen Schritt in die Moderne. Vielleicht ist das aber gerade der Charme des Flakons, auch innerhalb der Farbgebung der Schleife, bei der Chloé bei einer anderen Version des Parfums (L’Eau de Chloé) in ein helles Grün geht. Das Material der Schleife ist  hochwertig und fest, die Farbe ein rosiges Creme.

Der reine Anblick des Flakons ruft in mir Schminktische Ende des 19. Jhd. hervor. Daneben fehlt eine Puderdose mit Quaste, einige Perlenketten, die zur Nacht abgelegt und Seidenstrümpfe, die gemächlich über dem Stuhl zurückgelassen worden sind. Er wirkt massiv und zeigt eher weibliche Eleganzt als Verspieltheit.

Allgemein:

„Die moderne Interpretation der Rose mit dem französischen Charme – Die klassische Rose wird auf geniale Weise in einem Duft modern interpretiert, der sowohl leicht als auch warm, elegant und dabei sehr verführerisch ist. Eine hinreißende Essenz aus einer Kombination von floralpudrigen Noten mit lebhaften Akzenten von Pfingstrosen, Litschi und frühlingsfrischen Freesien. Die luftigen, koketten Kopfnoten bereiten den Weg für den unverwechselbaren, sinnlichen Duft der Rose, der aus ihrem samtigen Inneren kommt. Er wird von berauschenden Noten aus Magnolie und Maiglöckchen begleitet, abgerundet durch einen warmen Hauch von Amber und elegantem Zedernholz.“
– Quelle: Douglas –

Kopfnote: Pfingstrose, Freesie, Litschi
Herznote: Magnolie, Maiglöckchen
Basisnote: Zedernholz, Amber, Honig

Als EdP ist es in 20ml (ganz niedlicher Flakon!), 30ml, 50ml und  75 ml zu erhalten und liegt preislich zwischen 34 – 95€ bei Douglas. Preisstöbern lohnt allerdings wie so oft.

Eindruck

Nach dem ersten Verfliegen ist Chloé sogar sehr frisch – die Freesie und Litschi begleiten hier die Pfingstrose noch wie Freundinnen Arm in Arm. Gleichzeitig ist der Duft sehr intensiv – etwas, das mich früher abgeschreckt hat und die Erinnerung von Blütensäckchen im Kleiderschrank wachgerufen hat. Es duftet altmodisch-blumig. Klassisch-blumig. Wie man sich einen Duft vorstellt, der auf einem Schminktisch des 19.Jhd. stehen mag. Nostalgisch. Und extrem rosig. Während Litschi und Freesie bereits in den ersten 10 Minuten langsam hinter der fülligeren Rose zurückbleiben, diese aber noch einraumen und den Duft daran hindern, schwer und süß zu werden, wird der Übermut der Rose gemächlicher als habe sie bereits einen halben Sommertag in der Stadt verbracht. Sie setzt sich, die „Schritte“ werden müder, aber glücklich. Der Honig kommt dazu und wirkt wie nachmittagliche Sommersonne, gibt allem mehr Ruhe und hat etwas sehr Unaufgeregtes.

Die Entwicklung des Eau de Parfums ist so weich wie seine Inhaltsstoffe. Die erste Wandlung der Kopfnoten geschieht sehr schnell. Die Herznoten kann ich nicht gut erkennen – das liegt aber an der Referenz. Ich habe den Duft von Magnolie und Maiglöckchen nicht gut im Kopf. Die von Holz, Amber und Honig dafür jedoch um so mehr. Sie zeigen sich früh wie die Sonne eines späten Tages, der auf den Duft scheint. Wie das Licht sich am Nachmittag verändert, so wird auch Chloé neu „beleuchtet“. Die Beschreibung des Duftes mit „luftiger Koketterie“ und gleichzeitiger Eleganz und französischem Charme entwickelt sich sehr nachvollziehbar auf der Haut.

Ich finde immer noch, dass es meiner Erinnerung von Duftsäckchen mit Rosenblättern sehr nahe kommt… aber… Es ist so ein Wohlduft… wunderschön. Warm, trocken, pudrig und floral.

Der Typ zum Duft

Das zu beschreiben, finde ich hier besonders schwer, weil meine erste Assoziation immer noch ein wenig „altmodisch“ ist… Dieser Duft ist dennoch reine Weiblichkeit, zart dabei, blütenblättrig und trotzdem rund und füllig. Der Honig schmiegt die Eindrücke weich zusammen und es hinterlässt die Impressionen trockener Sonne auf der Haut. Ein Tag in einem Rosengarten, der unglaublich heiß, staubig-trocken gewesen war und sich in Kleidung, auf Haut und Haar der Flanierenden niedergelassen hat wie ein Kind, das noch nicht schlafen möchte, nur weil der Tag vorbei ist.

Der Frauentyp ist weiblich mit einer Vorliebe für Klassiches, das weich ist, vergebend, floral. Das Alter der Frau ist dabei nahezu gleichgültig. Ich sehe diesen Duft an jungen Frauen, aber auch alten – an selbstbewussten wie sanften.

Fazit

Ich bin selten so oft auf einen Duft angesprochen worden… dabei habe ich ihn die ersten Tage nur getragen, um mich mit dem Geschenk anzufreunden und nicht einfach zu übergehen. Im Büro einer Kollegin angekommen, strahlte sie plötzlich und fragte mich nach dem Duft (das erste Mal jemals) und wenn ich es seither trage, kommt der gleiche Ausdruck auf ihr Gesicht.

Andere schmunzeln schon, weil ich das Parfum vorher immer abgewehrt habe… aber… ja, ich gebe zu… ab und zu ist dieser Geruch, der etwas von der Erinnerung an vergangene Sommertage hat, an gepresste Blumen… an Nostalgie… gut. Er ist nicht  zu süß, staubig-pudrig, Honig-Rosig… und er hält über den gesamten Tag.

Inkonsequent. Gut. Aber… ich freue mich sehr, dass ich Chloé eine weitere Chance gegeben habe. Ich möchte es nicht mehr missen. Die delikate „Trockenheit“ des Geruchs gefällt mir außerordentlich.  Rosenpuder mit Honig.

Kennt Ihr es? Geht es Euch ähnlich (Duftsäckchen)? Kennt Ihr Düfte, die Euer Interesse erst auf den zweiten oder dritten Blick geweckt haben?

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